Heute hat die Ausstellung von Greyden in der Ruine begonnen. Hier noch mal die Laudatio zum Nachlesen:
Laudatio für Greyden
Guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Besucher
"Niemals mehr möchte ich bei Euch stehn
Niemals mehr will ich Eure Welt verstehn
Und niemals mehr mit Euch das Leben teilen
Niemals mehr bei Eurem Tod verweilen"
Eigentlich könnte ich meine Laudatio jetzt beenden, denn diese Zeilen aus einem Lied der Autumn Angels sagen alles aus, um was es bei dieser Ausstellung geht.
Die Bilder wirken auf den ersten Blick punkig und comicartig. Erst bei näherer Betrachtung und intensivem Nachsinnen offenbart sich ihre wirkliche Ausdruckskraft.
Da werden Hirne und Herzen mit Gier, Gewalt und Konsumdenken vollgestopft, bis für freie Gedanken und Gefühle kein Platz mehr bleibt.
Doch es ist nicht die durchaus angebrachte Kritik am Kapitalismus, die thematisiert wird, es ist das Schicksal des einzelnen Individuums, das zwangsläufig diesen "Werten" geopfert wird.
Doch Greyden zerbricht nicht an seiner Verzweiflung, er bezieht aus ihr die Kraft, der Gesellschaft hasserfüllt ein Spiegelbild entgegen zu schleudern.
Da ist auch der schwarze Schatten, der immer wieder auftaucht.
Wer ist er?
Ist er eine Bedrohung, Rettung oder einfach nur ein Beobachter?
Sein Gesicht ist immer verborgen und so kann er ein jeder sein.
Ich, der Betrachter, mein bester Freund, mein ärgster Feind, ein Fremder auf der Straße oder Greyden selbst.
Was bedeutet "Greyden" eigentlich?
Es heißt "grau" oder "Der Graue".
Grau ist die Farbe, die das Potenzial zu jeder anderen Farbe in sich trägt und sich dennoch unauffällig zwischen ihnen bewegt.
Im Extrem erscheint es als schwarz oder weiß.
Ein Pseudonym kann zweierlei bedeuten.
Es kann eine Maske sein, die den Menschen dahinter verbirgt oder es kann die personifizierte Selbstdefinition einer Person sein.
Der Name "Greyden" ist beides.
Er ist die Maske, die das Innere nach außen trägt, statt zu verhüllen.
Wer ist Greyden?
Er ist der unscheinbare, unbedeutende graue Niemand in der gesichtslosen grauen Menge, der eines Tages aufsteht, auf den Tisch schlägt und schreit: "Das ist nicht genug! Ich bin ein Mensch mit eigenen Gedanken, Gefühlen und Ideen!" und damit zu jemand Bedeutendem wird.
Und dann erkennen wir, daß er schon lange vor der Geburt Steves da war und wir ihn kennen.
Wir kennen ihn als Fedder Fedderson aus "Metropolis", wir kennen ihn aus Charlie Chaplins bewegender Abschlußrede im "Großen Diktator", wir kennen ihn als gebrochene Existenz aus Pink Floyds "The Wall", wir kennen ihn aus "1984", aus "Brazil", aus "Farenheit 451" und aus "V wie Vendetta".
Wir kennen ihn als "Rowdy" Roddy Piper, der seine Sonnenbrille aufsetzt und "Sie leben" in die Welt schreit.
Wir kennen ihn aus der Musik der deutschen Todeskunst.
Wir kennen ihn aus den Demonstrationen in der DDR 1989, aus Stuttgart und Frankfurt.
Wir kennen ihn, wann immer wir sagen "Nicht mit mir!"
Ich lade Sie ein, ihn erneut kennen zu lernen und in sich selbst wieder zu entdecken.
Vielen Dank"
Hier gibt es die Laudatio noch als Video
Hier gibt es einen Eindruck der Ausstellung
Die Ausstellung ist vom Freitag, den 19.07. bis Sonntag, den 21.07. 2013 jeweils von 14:00-18:00 Uhr geöffnet
Kunst in der Ruine
Ziegenberg 6
09337 Hohenstein-Ernstthal
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