Ein leerer Rahmen hängt an einer Natursteinmauer. In einer Zeit, in der man einfach einen Nagel in ein Brett schlagen und das als "Kunst" in ein Museum hängen kann, würden wohl einige, die vorüber gehen, das in die gleiche Schublade stecken.
Aber das wäre sowohl Klaus Kux als auch dem "Bild" selbst gegenüber mehr als ungerecht, denn so einfach hat es sich der Künstler wirklich nicht gemacht.
Betrachten wir erstmal nur das Bild als solches. Durch den Rahmen wird ein Teil der Mauer, an dem der Rahmen hängt, plötzlich zum Bild. Der Blick des Betrachters wird auf einen bestimmten Teil der Mauer gelenkt. Die Steine, Risse im Mauerwerk, eine Moosschicht oder ein Grashalm, der sich in der Nische seinen Platz gesucht hängt, werden zu einem Bild.
Und es geht noch weiter. Der Rahmen hat keinen festen Platz, sondern wandert zwischen Ausstellungen und Kunstfesten. Das heißt, wenn ich zu unterschiedlichen Gelegenheiten Fotos davon mache, werde ich völlig unterschiedliche Bilder sehen. Das Werk ist organisch, es verändert sich, wächst, passt sich den Jahrenszeiten an, es gewinnt scheinbar ein Eigenleben.
Wenden wir uns nun der Intension des Künstlers zu. Für Klaus Kux ist eine Steinwand nie nur eine solche. Er sieht in ihr die Geschichten, die sich an, um oder zwischen den Wänden ereignet haben. Indem er nun einen Teil der Mauer zu einem Bild macht, lenkt er die Blicke wieder darauf. Eine alte, historische Wand, an der man täglich vorbei geht, ohne sie noch bewußt zu beachten, ist wieder im Focus der Aufmerksamkeit. Die Geschichte eines Hauses oder einer Mauer wird wieder lebendig und damit gewinnt auch eine Stadt wieder ihre Persönlichkeit zurück.
Ja, ein leerer Rahmen kann durchaus ernste Kunst sein.
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