Dienstag, 28. November 2017

Rezension: "Blair Witch Project - Die Bekenntnisse des Rustin Parr" D.A. Stern

Blair Witch Project war das erste und ist bisher das einzige Found Footage Projekt weltweit. Das heißt, statt eine Geschichte auf bekannte Weise zu erzählen, muß man die Spuren selbst suchen. In Zeitungsartikeln, Interviews, Radio- und Fernsehsendungen sind Spuren, die das ganze Bild nach und nach zusammen setzen.
Dann kam der Film. Eigentlich nur ein weiteres Schnipsel, machte er ungewollt das ganze Projekt zunichte. Warum? Die Öffentlichkeit nahm den Film als das Ziel anstatt als einen kleinen Bestandteil wahr. Die ganze Mühe, die Welt der Blair Witch zu erschaffen und sie für Fans real zu machen, wurde als Werbung für den Film mißverstanden. Selbst der Begriff des "Found Footage" (Spurensuche) wurde danach fälschlicherweise für Filme gebraucht, die einfach mit einer billigen Handkamera gefilmt wurden.

Erinnern wir uns an den Film. Drei Jugendliche suchen die Hütte des Einsiedlers Rustin Parr auf, der angeblich sieben Kinder in seinem Keller umgebracht haben soll. Es heißt, er habe immer zwei Kinder mit nach unten genommen und nacheinander getötet. Der Journalist Stern geht dieser Geschichte nach und befragt die Einwohner. Dabei stößt er nach und nach auf Hinweise, die ein völlig anderes Bild ergeben. Was ist aus dem achten Kind geworden? Und was, wenn Rustin Parr gar nicht der Killer war? Und was, wenn selbst die gefürchtete "Hexe von Blair" in Wahrheit selbst nur das Opfer eines weitaus älteren Bösen war, das in den Wäldern haust?

Dieses Buch, ganz in der Art des Projekts nicht in Romanform, sondern in Briefen, Notizen und Interviewfragmenten als Dokumentation geschrieben, erzählt die Geschichte nach dem Film weiter und stößt das um, was bisher in Erkentnissen zutage gekommen war. Leider machte der Hype um den Film das ganze Projekt irgendwann so kaputt, daß der zweite Film die ganze Kunstwelt als irreal zusammen stürzen ließ und alles definitiv beendete.
Diese Buch lässt den Leser aber noch einmal in das Universum der Hexe von Blair eintauchen und das Grauen als greifbares aber dennoch unbegreifliches  Böses, das an jeder Ecke lauern kann, aufleben. Horror in einer neuen Form, die leider nie wieder so umgesetzt wurde.

Freitag, 3. November 2017

Robin of Sherwood - mein Rückblick

Enldich habe ich eine alte Serie wiedergefunden, mit der ich als Kind aufgewachsen bin.
30 Jahre ist es her, daß "Robin of Sherwood" bei uns lief. Ich hatte noch einzelne Bilder im Kopf und wußte, wie sehr ich die Serie damals geliebt habe, mich aber auch des Öfteren sehr gegruselt hatte, aber leider konnte ich mich nicht mehr konkret daran erinnern.


Das Dorf Locksley wird von Soldaten zerstört. Der junge Robin trifft im Sherwood Forest einen Mann, der behauptet, der Gott Herne zu sein. Er sagt Robin, daß er der Beschützer der Waldes und der Menschen, die in und um den Forest leben, ist.
Er wird immer mehr zu dem "Behütetem" (The hooded man), der prophezeit wurde.
Nach etlichen Abenteuern gelingt es dem Sheriff von Nottingham, Robin of Locksley zu töten. Doch Robin Hood lebt in Gestalt von Robert of Huntington fort.

Die Serie unterscheidet sich sehr von den wunderschönen alten Robin-Hood-Filmen, die man aus den 50ern kennt. Die Sets sind weitaus realistischer, weil an originalen Orten gedreht.
Im Gegensatz dazu werden hier aber auch mehr mystische Elemente aufgegriffen. Und gerade mit dem Licht wird hier sehr viel Stimmung erzeugt.

Guy of Gisburne ist in den meisten Verfilmungen als Sheriff von Notingham bekannt, hier ist er nur der Handlanger des eigentlichen Sheriffs. Maryan (bzw. hier "Marion") lebt nicht in Nottingham, sondern gehört selbst zu den Geächteten.  Auch ist sie nicht die hilflose Maid, die gerettet werden muß, sondern kämpft ebenso unerbittlich mit Pfeil und Bogen, manchmal auch mit dem Schwert, wie jeder andere der Gefährten.

Robins Tod war notwendig, weil der Darsteller Michael Praed ein anderes Engagement annahm. Viele Fans waren mit dem Wechsel zu Jason Connery unzufrieden.
Ich persönlich fand den nicht mal schlecht, weil die Serie in meinen Augen dadurch noch eine wichtige Aussage gewann. Daß nämlich nicht der Mann, sondern die Idee, die er verkörpert, das eigentlich wichtige ist. Irgendwie ist es auch im wahren Leben ein tröstlicher Gedanke, daß bestimmte Werte, für die man eingetreten ist, weiter getragen werden.

Heute sehe ich Serien eher als Unterhaltung. Doch vor über 30 Jahren hatten sie noch eine andere Bedeutung für mich. Flash Gordon (das ZDF hatte das alte Serial aus den 40ern mal gebracht), Kara Ben Nemsi Effendi, Mein Freund Winnetou und eben Robin of Sherwood waren für mich Identifikationsfiguren. Helden, die für eine bessere Welt standen. Zugegeben kindisch-romantische Wunschvorstellungen, aber ich war ja auch ein Kind, und manchmal wünsche ich mir diesen Idealismus von damals zurück.

Auch darum hat mich die Szene von Robins Tod auch heute noch zum Weinen gebracht. Nicht nur die Dramatik der Darstellung, sondern auch der Gedanke, daß damit eben diese naive kindliche Traumwelt irgendwann auch gestorben ist.

Ein wichtiger Bestandteil der Serie war natürlich auch die fantastische Musik von Glannad, die sich auch losgelöst schön hören lässt und nach wie vor eine Empfehlung wert ist.

Heute werden wieder ohne Ende Serien produziert, doch hin und wieder lohnt es sich wirklich, mal zurück auf die alten Serien zu schauen.
"Robin of Sherwood" ist auf jeden Fall ein zeitloses Juwel, das man in Erinnerung behalten sollte.

Nichts ist jemals vergessen.

Montag, 21. August 2017

Rezension: "Dr. Morton Band 4: Biedermann und Rauschgifthändler"

Ich hatte gelesen, daß Dr. Morton neu aufgelegt wird, bis jetzt aber noch kein Heft bekommen. Gestern fiel mir in einer Bahnhofsbuchhandlung Heft 4 in die Hände.

Noch immer hält Dr. Morton in seinen Verstecken drei Menschen gefangen, an denen er seine Experimente fortsetzt. Gerade zu der Zeit, als er eine neue, heikle Versuchsreihe startet, kommt ihm ein Rauschgifthändlerring auf die Schliche und will ihn zur Mitarbeit zwingen.

Für Heftromanfans muß ich wohl nichts mehr über die Serie sagen. Wer sich damit noch nicht befasst hat, trifft hier auf einen eher ungewöhnlichen "Helden". Nicht umsonst wurde Dr. Morton von der Zensur lange in Ketten gehalten.

Der verrückte oder skrupellose Wissenschaftler ist eine neuere Figur des Horrorromans bzw. -films. In den 70ern, als der Heftroman seine Blütezeit hatte, machte man mit Dr. Morton diesen zum Hauptprotagonisten einer eigenen Reihe. Zimperlich ging es dabei natürlich nicht zu. Mit detaillierten Beschreibungen der Versuche sowie zwei Hauptfiguren, die sich außerhalb jeglicher Gesetze und Ethik bewegten, verstieß diese Serie so ziemlich gegen jedes Tabu.

Mit 4,95 € ist eine Ausgabe für einen Heftroman relativ teuer, dabei sollte man aber auch bedenken, daß es für den Verlag sehr gewagt ist, sich dieser Serie anzunehmen. Und in der leimgebundenen statt wie üblich gehefteten Aufmachung ist es auch etwas aufwendiger produziert als gebräuchlich.

Bestellen kann man die Hefte über www.Romantruhe.de

Mittwoch, 9. August 2017

Rezension "DC SuperHero Girls" Staffel 1 und 2

Ich mag eher die harten und düsteren Superheldencomics. Humor darf (solange er makaber genug ist), muß aber nicht sein. Horror oder extrem harte Action, Helden, die zulangen, kompromißlos und gnadenlos.
"Batman: Knightfall", "Batman: Gothic" "Superman: Todesstachel", "Genosse Superman" das sind die Comics, wie ich sie liebe.
Black Adam, der seine Gegner bei lebendigem Leib zerreißt, ein Superman, der mit Hitzeblick direkt in die Augen des Eredicators strahlt, Batman, der jede Form von Gewalt benutzt, solange sie nicht unbedingt tödlich ist, so will ich meine Helden sehen.

Als ich das kinderfreundliche Magazin "DC SuperHero Girls" mit DVD im Zeitungsladen sah, hatte ich irgendwie ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Und trotzdem konnte ich nicht anders, als es zu kaufen.
Und wie erwartet, es war schrecklich. Klar versuchen die Verlage DC und Marvel im Rahmen des neuen Superheldenbooms (wir erinnern uns, Ende der 90er war des Genre so am Boden, daß es fast nach einem Ende der Comicserien aussah), so ziemlich jede Zielgruppe zu erreichen. Diese Serie soll wohl hauptsächlich kleine Mädchen ansprechen.

Wonder Woman kommt an die von Amanda Waller geleitet "SuperHero High School" ("SHHS") und versucht, sich dort im Schulalltag zurecht zu finden. Trotz der Hilfe ihrer Zimmergenossin Harley Quinn und ihrer Freundinnen Batgirl, Poison Ivy, Katana und Supergirl hat sie es nicht leicht, zumal Cheetah ihr einen Streich nach dem anderen spielt.

Für das Zielpublikum mag die Serie ja ganz lustig und niedlich sein, aber ganz ehrlich: Wonder Woman, eine gnadenlose Kriegerin; Poison Ivy (die Poison Ivy, die ihre Möchtegern-Liebhaber in Säure auflöst, um Pflanzendünger aus ihnen zu gewinnen), Harley Quinn (eine psychopathische Killerin) als Kinderhelden?
Irgendwie schon verstörend.

Lustig sind dafür die kleinen Gastauftritte der Helden und Schurken und teilweise auch der weniger bekannten Figuren des DC-Multiversums.

Wer es wirklich riskieren will, HIER findet man die komplette Serie.

Sonntag, 28. Mai 2017

Rezension: "Snuff Haus" von Edward Lee

Bücher, die zu hart für die breite Masse sind verspricht die Reihe "Festa extrem".
"Das Schwein" von Edward Lee ist der beispielhafte Titel, mit dem die Buchreihe, die ohne ISBN erscheint und nur über den Verlag bestellbar ist, beworben wird.
Mit "Snuff Haus" schließt Lee lose daran an, doch lässt sich der Roman auch völlig selbständig lesen.

30 Jahre nach den Ereignissen, die im "Schwein" beschrieben werden, soll ein junger Journalist für ein mittelmäßiges Revolverblatt einen Artikel über das Snuffhaus schreiben, doch es scheint, als ob die Geister der Opfer und Täter immer noch in den alten Mauern gefangen wären und die Geschehnisse scheinen sich zu wiederholen.

Leider wird dieses Buch den vorab versprochenen Ansprüchen in keinster Weise gerecht. "Snuff Haus" ist ein typischer Spukhausroman, der gegen Ende mit ein paar drastischen Ekelszenen zu schockieren versucht. Dabei fehlt Edward Lee jedoch einerseits die Eloquenz eines Clive Barker oder eines Joe R. Lansdale, die auch extreme Grausamkeiten sprachlich elegant zu beschreiben wissen, andererseits aber auch die brutal-direkte Weise eines Marc Gore, der die Unmenschlichkeiten auf seine Leser einprügelt.
Der Roman Lees mag geeignet sein, die Ekelgrenzen des Einen oder Anderen auszutesten, doch die Fäkal- und Tötungswiderlichkeiten dieses Buches finden sich zu oft auf ähnliche Weise beschrieben in diversen Internetforen, um wirklich noch jemanden überraschen oder schockieren zu können.