Freitag, 27. Mai 2016

Comicrezi: "Das Ich"

Obwohl ich als Fan des klassischen Comics eigentlich kein Anhänger des Manga bin, übte dieser Euro-Manga eine starke Anziehung auf mich aus. Erstens natürlich wegen des Themas "Das Ich" (eine der besten Bands in Deutschland) und zweitens natürlich wegen Autor Markus Heitz.
Und die Zeichnungen von Rebecca Jeltsch sind so überzeugend, daß sie auch mich begeistern konnten.

Wer eine Comicbiographie der Band erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Die Geschichten erinnern eher ein bißchen an die KISS: PSYCHO CIRCUS-Comicreihe. Die Mitglieder der Band tauchen zwar als Figuren auf, doch bringen sie die Geschichte allein durch eine Rolle als Beobachter voran. Nur dadurch wirken sie auf die Protagonisten ein, die in ihrer eigenen Hölle, die sich in deren Köpfen befindet, leben müssen.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Einem reinen Comic von Rebecca Jeltsch und Anne Delseit und einer Kurzgeschichte von Markus Heitz, die von Comicpanels von Rebecca Jeltsch bereichert wird.

Ein Muß für Fans der Band, aber auch ein Lesetip für all jene, der mit der Band selbst nichts anfangen können.

Rezension: "Neuntöter" von Jan Flieger

In der DDR gab es die Krimi-Heftchenreihe "Blaulicht", in der als Nummer 259 "Neuntöter" von Jan Flieger erschien. Das war 1987. Für mich ein sehr wichtiger Roman, war es doch eins der ersten "Bücher", die ich jemals gelesen hatte und der erste Kriminalroman. Im Nachhinein muß ich zugeben, für Kinder ist er wohl eher ungeeignet.

Bernd ist vom Leben enttäuscht. Auf Frauen wirkt er unattraktiv, bei seiner Arbeit ist er ebenfalls unscheinbar und wird von den Kollegen eher verspottet und auch so läuft alles nicht so, wie er es sich wünscht. Seine Tante, bei der er lebt, ist seine einzige Bezugsperson. Seine größte Leistung im Leben war es, neun Mücken an einem Abend erschlagen zu haben, was ihm den Spitznamen "Neuntöter" einbrachte. Tatsächlich sind seine Fantasien hauptsächlich mit Töten beschäftigt. So fühlt er sich das erste Mal stark und mächtig. Irgendwann beginnt er, seine Fantasien auszuleben...

In der DDR war das Thema "Serienkiller" ein Tabu, das galt als perverser Ausdruck kapitalistischer Dekadenz (klingt lächerlich, entsprach aber wirklich der Mentalität der damaligen Verantwortlichen).
Jan Flieger war  einer der wenigen, die es sich erlaubten, solche Tabuthemen (unter anderem auch Wirtschaftskriminalität, die damals ebenso wenig thematisiert werden durfte) in seinen Romanen anzusprechen.
Und tatsächlich wirkt dieser Roman, geschrieben aus dem Blickwinkel des Mörders, sehr realistisch, zeichnet er doch ein sehr persönliches Bild des Täters.
Obwohl es "nur" um einen Mord geht, kann man Bernd durchaus als Serienmörder bezeichnen, plant er doch schon die nächsten Morde nach dem selben Schema und bereitet sie vor.

Dieser Roman wurde meines Wissens nach noch nicht neu aufgelegt, dürfte aber in einigen Antiquariaten und/oder Flohmärkten noch zu bekommen sein.

Montag, 23. Mai 2016

Der letzte Ost-West-Konflikt

Zum Glück haben sich die ganzen Streitereien zwischen der ehemaligen DDR und der alten Bundesländer endlich gelegt. Vereinzelt gibt es noch Spinner, die meinen schimpfen zu müssen (und die zum Großteil Leute, die die Mauer gar nicht mehr erlebt haben), aber im Großen und Ganzen haben die Menschen begriffen, daß es überall Menschen gibt, mit denen man klar kommt und es leider auch überall Idioten gibt. Ich habe auch viele Menschen in/aus den alten Bundesländern kennen gelernt, die mir sehr wichtig geworden sind. Aber einen Unterschied wird es wohl immer geben, und ich möchte auch niemanden beleidigen, aber ich muß es echt mal sagen: Leute, von Senf habt Ihr im Westen echt absolut Null Ahnung.

Sonntag, 22. Mai 2016

Bilder während einer Lesung

Ich durfte heute im Rahmen des Kunstfestivals "Kunst und Kultur im Mai" in Chemnitz eine Lesung halten. Was für mich persönlich dabei sehr beeindruckend war, war die Tatsache, daß eine der anwesenden Künstlerinnen noch während ich las nach einem Flyer griff und begann, mit einem Kugelschreiber Skizzen für Bilder vor zu zeichnen. Ein größeres Kompliment, als Inspiration für ein Gemälde zu sein, kann man einem Autor wahrscheinlich kaum machen.

Hier kann man die Skizzen von Svenja Zimmermann schon mal sehen, auf die endgültigen Bilder bin ich mehr als gespannt:

Der Rabe

Rapunzel

Der leere Rahmen des Klaus Kux - eine Betrachtung

Ein leerer Rahmen hängt an einer Natursteinmauer. In einer Zeit, in der man einfach einen Nagel in ein Brett schlagen und das als "Kunst" in ein Museum hängen kann, würden wohl einige, die vorüber gehen, das in die gleiche Schublade stecken.
Aber das wäre sowohl Klaus Kux als auch dem "Bild" selbst gegenüber mehr als ungerecht, denn so einfach hat es sich der Künstler wirklich nicht gemacht.

Betrachten wir erstmal nur das Bild als solches. Durch den Rahmen wird ein Teil der Mauer, an dem der Rahmen hängt, plötzlich zum Bild. Der Blick des Betrachters wird auf einen bestimmten Teil der Mauer gelenkt. Die Steine, Risse im Mauerwerk, eine Moosschicht oder ein Grashalm, der sich in der Nische seinen Platz gesucht hängt, werden zu einem Bild.
Und es geht noch weiter. Der Rahmen hat keinen festen Platz, sondern wandert zwischen Ausstellungen und Kunstfesten. Das heißt, wenn ich zu unterschiedlichen Gelegenheiten Fotos davon mache, werde ich völlig unterschiedliche Bilder sehen. Das Werk ist organisch, es verändert sich, wächst, passt sich den Jahrenszeiten an, es gewinnt scheinbar ein Eigenleben.

Wenden wir uns nun der Intension des Künstlers zu. Für Klaus Kux ist eine Steinwand nie nur eine solche. Er sieht in ihr die Geschichten, die sich an, um oder zwischen den Wänden ereignet haben. Indem er nun einen Teil der Mauer zu einem Bild macht, lenkt er die Blicke wieder darauf. Eine alte, historische Wand, an der man täglich vorbei geht, ohne sie noch bewußt zu beachten, ist wieder im Focus der Aufmerksamkeit. Die Geschichte eines Hauses oder einer Mauer wird wieder lebendig und damit gewinnt auch eine Stadt wieder ihre Persönlichkeit zurück.

Ja, ein leerer Rahmen kann durchaus ernste Kunst sein.

Freitag, 20. Mai 2016

"Blair Witch Project" - Wie ein Film eine komplette Idee tötete

Das "Blair Witch Project" war wahrscheinlich eines der genialsten Projekte im Bereich des modernen Horrors. Doch was ein Höhepunkt sein sollte, war der Todesstoß der Idee.
Denn was bedeutete das Projekt an sich?
Der Horror sollte aus dem Medium Film/Buch in die Realität geholt werden. Zeitungsartikel, Nachrichten, Interviews, selbst Bücher, die in Form von Sachbüchern und Berichten geschrieben wurden, sollten den Eindruck erwecken, es handele sich um reale Begebenheiten.
Dann kam der Film. Die Idee dabei war, daß drei Jugendliche bei dem Versuch einer Reportage ums Leben gekommen wären. Gleichzeitig sollten einige Lücken in der Geschichte geschlossen werden und neue Rätsel gestellt werden. Und er sollte dem ganzen noch mal Leben einhauchen, ein Werbegag für das Gesamtpaket darstellen.
Doch was passierte? Die Leute nahmen den Film nicht als Teil des Ganzen, sondern als das eigentliche Werk wahr. Die ganze Arbeit im Vorfeld wurde als Werbefeldzug für den Film betrachtet.
Nun wurden die Schnipsel also nicht mehr als das Konstrukt angesehen, sondern in den Köpfen der Leute waren sie nur Reklame. Zwar gab es noch Bücher, die die Geschichte weiter führten (und sich heraus stellte, daß nicht der Einsiedler Rustin Parr der Mörder war, der die Kinder getötet hatte), aber das war aus dem Blickwinkel der "Fans" eben nur das übliche Merchendise.
Schade, den nwas so engagiert begonnen hatte, scheiterte an der Hollywood-Mentalität und was nichts weiter als ein Werbegag war ist das einzige, was übrig geblieben ist.

Leider kam nur ein kleiner Teil des ganzen zu uns, so daß uns wohl der Einblick in das Projekt an sich verschlossen bleiben wird.

Dienstag, 17. Mai 2016

"Für die Wirtschaft" - Wieso???

Immer wieder wird mit den Interessen der Wirtschaft argumentiert, wenn es um politische Entscheidungen geht. Mal ganz ehrlich die Frage: "Wieso sollte uns das interessieren?"

Was ist "Wirtschaft" eigentlich?
Wirtschaft ist die summe des Handels. Also der Austausch von Waren und Dienstleistungen. Um eine Umrechnung auf einen berechenbaren und festen Wert zu erhalten, wurde das Geld erfunden.
Wie entsteht Handel? Wenn ein bestimmter Mangel entsteht, wird der Handel mit Waren oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen notwendig. Je mehr Handel betrieben wird, desto stärker ist die Wirtschaft.
Und hier zeigt sich das Problem. Denn natürlich sollte es im Interesse eines jeden sein, möglichst wenig Mängel aufkommen zu lassen, die Wirtschaft also schwach zu halten.
Die Werbung vermittelt einem immer mehr das Gefühl, ein Verlangen nach bestimmten Produkten zu verspüren, also die Illusion eines Mangels. Damit wird man zum Kauf angeregt, die Wirtschaft also gestärkt.
Man soll möglichst viel konsumieren. Das wird dann auch von der Politik als positiv dargestellt, da es ja die Wirtschaft stärkt.

Ein Indikator für die Wirtschaft ist das sogenannte "Bruttosozialprodukt". Vereinfacht ausgedrückt ein Wert, der einen Zugewinn von Werten in einem bestimmten Zeitraum ( in der Regel pro Jahr) erfasst. Ist dieser Wert möglichst hoch, wird das wieder als positiv dargestellt.
Die Frage, die dabei wieder offen bleibt ist "Was habe ich davon?" ("Ich" steht hier stellvertretend für den Durchschnittsverbraucher)

Wieso sollte es für mich ein Vorteil sein, wenn es der "Wirtschaft" mathematisch zwar gut geht, für mich aber alles teuerer wird und meine Interessen wie eine ordentliche Gesundheitsvorsorge, meine persönliche Lebensqualität, ja sogar meine Möglichkeiten zu überleben, den hochgepriesenen Interessen der Wirtschaft geopfert oder zumindest eingeschränkt werden?

Wieso sollte ich wollen, daß Konzerte möglichst viel einnehmen, wenn das für mich bedeutet, weniger für mich selbst zur Verfügung zu haben?

Immer wieder wird uns vorgebetet, daß alles für die Wirtschaft geschieht und wir uns darüber freuen sollen.
Aber vielleicht sollten wir darüber nachdenken, daß es vielleicht besser für uns wäre, wenn es der Wirtschaft schlechter ginge.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Mail an Herta (Oder: Dieser Satz kein Prädikat)

Sehr geehrte Damen und Herren

Obwohl ich kein Freund des Mediums Fernsehen bin, fiel mir heute Ihr aktueller Werbespot auf.
Ein kleines Mädchen lief zu ihrer Mutter und stellte die Frage "Kann ich eine Wurst?" bzw. im späteren Verlauf "Kann ich noch mehr keine Wurst?"
Natürlich sehe ich ein, daß Werbung, besonders Fersehwerbung, sehr kostenintensiv ist. Dennoch finde ich es bedauerlich, daß Sie ausgerechnet an diesem Punkt sparen und sich für Ihre Werbung nur Autoren leisten können, die die Schule nach der dritten Klasse abgebrochen haben und/oder zu dumm sind, sich der deutschen Sprache zu bedienen.
Sollten Sie wieder einmal jemanden benötigen, der ein Drehbuch für Ihre Werbung schreibt, wenden Sie sich vertrauensvoll an jemanden, der mindestens einen Abschluß einer Förderschule vorzuweisen hat, so teuer kann das doch nicht sein.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Sonntag

Lügenpresse im Internet?

Gerade auf Facebook wird immer wieder gern mit dem Ausdruck "Lügenpresse" jongliert und um sich geworfen.
Klar halte ich einen Großteil der Medien, vor allem Berichterstattung im Fernsehen oder die großen Magazine wie "Focus", "Spiegel" etc. nur begrenzt für glaubwürdig, doch sollte man mit dem Begriff doch eher zurückhaltend sein.
Warum?
Sobald man einen Blog betreibt, eine eigene Internetseite hat, oder ein Profil bei den "sozialen Medien", sprich Seiten wie "Facebook", "youtube" usw. anlegt, zählt alles, was man postet, teilt oder online stellt, rein rechtlich als Presse. Man ist bei allem, was man da öffentlich von sich gibt, dem Presserecht unterworfen und hat die gleichen Rechte, etwas bekannt zu geben oder zu berichten, wie ein Journalist.
Ein pauschales Aburteilen als "Lügenpresse" trifft also den, der sich so äußert, selbst genau so wie die von ihm kritisierten Medien.

Dienstag, 10. Mai 2016

Der wirkliche Vaterschaftstest

Üblicherweise wird anhand eins Bluttests die in Frage gestellte Vaterschaft für ein Kind festgestellt, heutzutage wäre auch ein Gentest möglich, der Übereinstimmungen noch genauer feststellen kann. Ich persänlich finde, die sollten vielmehr "Abstammungstest" heißen, denn ein wirklicher Vaterschaftstest sollte so aussehen und von dem Kind selbst beantwortet werden:

1.) Wer tröstet mich, wenn ich weine?
2.) Wer hört mir zu, wenn ich etwas zu sagen habe?
3.) Wer liest mir vor, wenn ich nicht einschlafen kann?
4.) Wer macht mir Mut, wenn ich nicht weiter weiß?

DAS ist es, was wichtig ist, nicht die genetische Übereinstimmung.

Die Zukunft der Kultur

Immer mal wieder die Fehler, fern zu sehen...
Auf einem sogar mal seriös wirkendem Nachrichtensender wurde von einem Kongress berichtet, auf dem es um die Zukunft der Kultur in Europa ging.
Leute, meint Ihr das Ernst?
Kultur ist etwas, das sich selbst ständig entwickelt, wächst und zusammen stürzt, neu entdeckt oder neu erfunden wird.
Jede Generation hat ihre eigenen Ideen gehabt, und belächelte Untergrundbewegungen wurden oft nach wenigen Jahren als ernsthafte Kulturströmungen betráchtet.
Die Aufgabe der heutigen Kulturschaffenden ist es, die Gegenwart zu gestalten und den zukünftigen Generationen ein Fundament zu bauen.
Die Zukunft liegt in den Händen derer, die heute noch nicht darüber diskutieren können.
Vertrauen wir ihnen doch einfach und reden nicht sinnlos darüber. Sie werden es sowieso anders machen, als wir heute denken.

Entwicklung der Kultur heißt vor allem, die Geschichte, die Traditionen und die Werke vorheriger Generationen zu respektieren und dann trotzdem einen anderen Weg zu gehen.