Dienstag, 27. August 2013

Mail an Merkel

Diese Mail ging gerade an die öffentliche Emailadresse Angela Merkels:

Frau Merkel

In Ihrer gestrigen Ansprache in Zwickau sprachen Sie unter anderem die vielen ehrenamtlichen Helfer in den Bereichen Jugendarbeit, Altenpflege usw. an.
Ich bin selbst seit neun Jahren ehrenamtlich und überwiegend unentgeltlich aktiv.
Der Grund, warum so viel ehrenamtliche Arbeit notwendig ist ist, daß an wichtigen Stellen immer härter gespart und reduziert wird. Ohne ehrenamtliche Helfer ginge es also einfach nicht weiter und vieles würde zusammen brechen.

Ich spreche im Namen vieler Ehrenamtlicher, wenn ich sage, daß es einfach nur von einem erschreckenden und menschenverachtendem Zynismus zeugt, wenn Sie es wagen, mit unserer Arbeit Werbung für Ihre Partei zu machen und sich das auch noch als Verdienst zuschreiben.

Mit wütenden Grüßen

Michael Sonntag

Angela Merkels Wahlkampfrede vom 26.08. 2013

Gestern war ich auf Angela Merkels Wahlkampfveranstaltung und Zwickau.
Es war erschreckend, wie viele Anhänger diese Frau immer noch hat. Obwohl sie selbst zugegeben hat, daß sie niemals die Absicht hatte, eines ihrer Wahlversprechen jemals einzulösen gibt es scheinbar immer noch Leute, die ihr Glauben schenken. (Originalzitat: "Niemand kann erwarten, daß das, was vor der Wahl gesagt wird, auch nach der Wahl noch Gültigkeit hat")

Es waren auch genügend Gegner ihrer Politik da, doch leider standen die Merkeltreuen vorn, was heißt, es wird den Medien nicht schwer fallen, ein positives Bild der Veranstaltung vorzutäuschen. Zumal sich die Demonstranten sehr ruhig verhielten statt Stimmung zu machen.

Mir gegenüber stand ein Ordner des "Team Deutschland" (uahhhh), doch den konnte ich einfach durch ein paar böse Blicke einschüchtern.

Der Moderator muß wohl irgend jemand von einem Privatsender sein, der sonst so eine Autosendung moderiert. Da ich keinen Fernseher habe, war der mir völlig unbekannt und wirkte auch nicht wirklich sympathisch oder wichtig.

Sehr enttäuscht war ich, daß Petra Zieger sich für den Wahlkampf von jemandem wie Angela Merkel hergibt.

Merkel sprach sogar ein paar aktuelle Punkte an, doch verdrehte sie dabei die Wahrheit und ließ sich in einem guten Licht dastehen.

Unter anderem hielten Demonstranten Transparente hoch, mit denen sie gegen die Einsparungen bei der Altenpflege protestierten. Merkel sagte nur, daß die Altenpfleger eine gute und wichtige Arbeit leisteten (womit sie ja sogar mal Recht hat), wie toll sie das findet, daß sie von den Problemen wisse und gern etwas dagegen täte. Doch wirklcih ging sie auf die Forderungen nicht ein und machte auch keine verbindlichen Zusagen, noch bot sie irgend eine Lösung der Probleme an.

Weiter verteidigte sie den Erhalt des Euros. Ihr Argument, Völker die eine gemeinsame Währung hätten, würden niemals Krieg gegeneinander führen und die Geschichte würde dies belegen, war völlig an den Haaren herbei gezogen. Es gab in der Geschichte noch keinen Fall, daß so viele unterschiedliche Völker mit verschiedenen Sprachen und kulturellen Hintergründen in einer solchen Währungsunion gewesen wären, deshalb kann es ein solches Beispiel auch nicht geben.
Außerdem gab es in der Geschichte eine Vielzahl von Bürgerkriegen und Aufständen, und die gegnerischen Parteien hatten die gleiche Währung.
Geschichte 6, setzen!

Außerdem hat der Euro uns an die Grenze eines Krieges gebracht. Viele Länder sind durch die krampfhafte Erhaltung des Euros in tiefe Finanzkrisen getürzt worden. (Und nein, die sogenannte "Griechenlandhilfe" hilft den Menschen nicht, sondern treibt sie noch tiefer in die Armut). Diese Menschen sind so verzweifelt, daß gewaltsame Konflikte jederzeit ausbrechen können.

Angela Merkel lobte weiterhin die vielen ehrenamtlichen Helfer in Sportvereinen, der Altenpflege und der Jugendarbeit und wies darauf hin, daß dies eine Mentalität sei, die die CDU unterstütze und fördere und diese Bereitschaft zu ehrenamtlicher Hilfe ihrer Politik zu verdanken sei. Damit hat sie ebenfalls völlig Recht.
Denn dank ihrer Sparpolitik wurde bei den notwendigen Stellen extrem der Rotstift angesetzt und ohne ehrenamtliche Helfer würde das komplette System einfach zusammen brechen.
Hauptsache, für Diäten, Bankenrettungen (die nicht die Banken sondern die Millionengehälter der Bankster gerettet haben) und eine nicht funktionierende Kampfdrohne war ausreichend Geld da.

In diesem Zusammenhang sprach sie auch den "Bundesfreiwilligendienst" an.
Sie lobte die Bereitschaft vieler Helfer, die sich um eine solche Stelle beworben hatten. Dabei dachte sie aber nicht daran, daß viele aus Verzweiflung nach diesem Strohhalm greifen und eigentlich lieber voll würden arbeiten wollen. (Beim Bundesfreiwilligendienst kann man sich maximal bis zu 200,- € zum ALGII dazu verdienen.) Eigentlich zeugt dieser Kommentar von ihr von einem bitterbösen Zynismus.

Ein weiteres Argument war der von den Grünen angedachte "Veggie Day". Stanislav Tillich sagte klar, die CDU würde den Menschen niemals vorschreiben, was sie wann essen dürfen. Dabei "vergaß" er aber zu erwähnen, daß die CDU sich dafür einsetzt, gentechnisch verseuchte Lebensmittel in Deutschland zuzulassen und das auch noch ohne Kennzeichnungspflicht.

Wenigstens das Wort "Datensicherheit" sprach sie kurz aus. Doch sie ging nicht weiter darauf ein, sondern schwenkte sofort um und sagte, daß Deutschland in der Computer- und Chipproduktion weiter nach vorn rutschen müsse. Wie es mit der Datensicherheit weiter gehe, darüber verlor sie nicht ein einziges weiteres Wort.

Weiter ging sie auf das Thema "Meinungsfreiheit" ein.
Dabei ignorierte sie aber völlig den Punkt, daß es Journalisten untersagt ist, ihr kritische Fragen zu stellen und ihnen sogar vorgeschrieben wird, welche Fragen sie zu stellen haben.

Sie sagte, daß sie in Ländern zu Gast war, in denen gegen sie demonstriert wurde und sie froh wäre, daß die Menschen dort nichts von der Polizei und dem Staat deswegen zu befürchten hätten.
Auch da ignorierte sie die Situation in Deutschland, wo Menschen, die (friedlich) gegen das Bankenunwesen demonstrierten, gewaltsam von der Polizei eingekesselt und angegriffen wurden (Frankfurt), wo Polizisten mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Reizgas gegen alte Leute und zehnjährige Schulkinder losgingen (Stuttgart) und Polizisten grundlos Jugendliche zusammen schlugen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, ermittelt wird jetzt gegen die, die darauf aufmerksam gemacht haben (Hamburg). Das ist die von Angela Merkel angesprochene Meinungsfreiheit.

Mein Video ist leider von der absolut schlechtesten Qualität, doch wer sich trotzdem einen Eindruck verschaffen möchte (es wurden zwei Teile, weil ich zwischendurch versehentlich auf den Bedienknopf kam)

Teil 1

Teil 2

Mittwoch, 21. August 2013

"Die Alten leben auf Kosten der Jungen"?

Diesen Satz habe ich tatsächlich so im Internet gelesen.
Gehts noch?

Die "Alten" haben uns den Weg bereitet, haben uns ernährt und unterrichtet und sich eingesetzt, daß wir überhaupt bis zu dem Punkt gekommen sind, an dem wir uns befinden.
Und jetzt sollen sie Abstriche machen? Wir maßen uns an, ihnen im Lebensabend Kürzungen zu diktieren?
Leute, denkt bitte erstmal nach, was diese Leute für uns getan haben, bevor Ihr Euch so äußert!

Rezension: "Mängelexemplare und andere makabre Geschichten" und "Horror-Legionen"

Zwei Anthologien
Etwa zur gleichen Zeit unabhängig voneinander entstanden. Unterschiedliche Verlage und unterschiedliche Herausgeber.
Und doch scheinen sie zusammen zu gehören und sich gegenseitig zu ergänzen.
Beide hatten das gleiche Grundkonzept: unheimliche und makabre Geschichten zwischen ihren Buchdeckeln zu vereinen. Dabei wurde der Rahmen so weit als möglich offen gelassen. Das ist auch gut so, denn es ließ den Autoren den Freiraum, möglichst vielfältige Geschichten beizusteuern.
Das Spektrum reicht von Erzählungen im Stil der klassischen Gothic Novels bis zum Thriller, vom Splatter bis zum Steampunk, von der Dystopie bis zum Trash, vom Horrorwestern bis zu Cthulhu.
Natürlich kommt auch der schwarze Humor nicht zu kurz.

Diese zwei Bücher schreien regelrecht danach, im Buchregal nebeneinander zu stehen.

"Man rezensiert keine Anthologien, in denen man selbst mit vertreten ist!"
Warum nicht?
Es ist ja nicht so, daß es ein komplett eigenes Buch wäre und man sich selbst in den Himmel heben würde.
Ich finde die beiden Anthologien insgesamt sehr gelungen und das sage ich auch.
Und ja, ich bin stolz darauf, mit Rona Walter, Constantin Dupien, Stefanie Maucher, Torsten Scheib, Thomas Backus, Marc Gore und all den anderen in einem Buch zu finden zu sein.

Hier gehts zur Fanseite der "Mängelexemplare..." 

Hier gehts zur Fanseite der "Horror-Legionen"



 Neben dem Buchhandel und Amazon sind beide Bücher auch direkt über die Verlage zu beziehen.

Hier findet man die "Mängelexemplare..."

Und hier die "Horror-Legionen"

Dienstag, 20. August 2013

Rezension: Dämonenland 23 "Lovecrafts Reise ins Grauen" von Wolfgang Hohlbein

Heute ist der 123. Geburtstag Howard Phillips Lovecrafts, weswegen ich die Reihenfolge meiner Dämonenland-Rezis aufbreche und diesen Roman vorziehe.
Wolfgang Hohlbein schrieb diesen Roman zum 100. Geburtstag Lovecrafts. Dieser erschien dann als Band 23 im DL und wird dieses Jahr 23 Jahre alt. Also Grund genug, sich mit ihm zu befassen.

Howard Phillips Lovecraft findet einen Artikel über einen Mann, der von unsichtbaren Kräften auf offener Straße zerrissen wurde. Er will dieses Ereignis als Inspiration für eine Geschichte, doch er stößt auf Zusammenhänge, die sein Interesse mehr auf sich ziehen, als er gedacht hätte. Und er hat das Gefühl, als würde sich diese unheimliche Macht immer mehr nähern.
Zur gleichen Zeit hat er noch ein anderes Problem: Jede Nacht, wenn er glaubt, zu schlafen, schreibt er ganze Seiten in einer ihm unbekannten Schrift. Nach und nach erfährt er, daß er sich seine Geschichten nicht nur ausdenkt, sondern sie geheime Botschaften sind, die er empfängt und zu Papier bringt.
Und das unheimliche Buch, das er schreibt, scheint die endgültige Version des Necronomicon zu sein.

Lovecrafts Cthulhu-Mythos wurde nach seinem Tod von vielen anderen Autoren aufgegriffen und weitergeführt oder neu interpretiert und auch Wolfgang Hohlbein ließ sich davon zu seiner "Hexer"-Serie insirieren. Da ist es passend, daß er diesen Roman im Gedenken an Lovecraft verfasst.
Das reizvolle daran, daß Lovecraft hier selbst als Protagonist einer Geschichte auftaucht und gleichzeitig viel von seinem Leben aufgegriffen wird.
Wirklich einer der besten Horrorromane

Ich hatte das Glück, mir meine Ausgabe dieses Hefts dieses Jahr auf der Buchmesse von Wolfgang signieren lassen zu können.

Hier gibt es das Titelbild des Heftes

Wolfgang Hohlbein beim Signieren

Lesung einer Geschichte Lovecrafts


Donnerstag, 15. August 2013

Rezension: "Das geheime Tagebuch der Laura Palmer" (Jennifer Lynch)

Anfang der 90er fesselte eine Krimiserie die Zuschauer mehr als je eine andere zuvor: Twin Peaks.
Eine groteske Mischung aus Mystery, Thriller und Seifenoper führte die Fans in die Abgründe einer amerikanischen Kleinstadt.
Alles beginnt, als ein Angler die Leiche der Schülerin Laura Palmer findet.
Der zu Hilfe gerufene FBI Special-Agent Dale B. Cooper gerät immer tiefer in ein Netzwerk aus Lügen und Verbrechen. Fast jeder in dieser Stadt scheint ein Doppelleben zu führen.
Eine Schlüsselrolle bei allem hat Lauras Tagebuch, das hier vorliegt.
Es offenbart, wie ein kleines Mädchen in den Sumpf aus Drogen, Prostitution und Verbrechen geraten konnte, bis sie mit 17 Jahren ermordet wurde.
Ich möchte nicht zu viel verraten, da einige die Serie noch nicht gesehen haben.
Nur soviel: Das Buch schließt einige Lücken und verleiht auch Laura mehr Tiefe.

Als die Ermordung Lauras aufgeklärt war, sanken die Einschaltquoten und die Serie wurde am Ende der zweiten Staffel vorzeitig beendet. Deswegen war die letzte Folge leider auch sehr schwach, da alle Handlungsstränge früher als geplant abgeschlossen werden mussten.
Wer die Serie noch nicht kennt, sollte diese Reihenfolge beachten, um sich nicht den Spaß und die Überraschungen zu verderben:
Erst die Serie, dann das Buch, dann den Film.

Montag, 5. August 2013

an die FDP-Mitglieder

Liebe Mitglieder der FDP

Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß ich Eurer Partei mehr als skeptisch gegenüber stehe. Doch Eure regionalen Verbände haben mich dennoch überzeugt. Ihr habt Euch für den Erhalt von Schulen und Kindergärten eingesetzt, für soziale und kulturelle Einrichtungen und habt Euch sehr bürgernah gezeigt.
Aber eins verstehe ich nicht: Wieso distanziert Ihr Euch nicht mehr von der FDP in der Regierungsebene?
Diese Vereinigung hat sich in den letzten Jahren von einer ganz anderen Seite gezeigt. Diese Partei war nicht nur bürgerfern, sondern zynisch, menschenverachtend und regelrecht feindlich der eigenen Bevölkerung gegenüber.
Deshalb meine Frage an Euch: wieso lasst Ihr Euch das gefallen? Wieso lasst Ihr Eure gute Arbeit von diesem kriminellem Haufen in den Dreck ziehen und Euch vor deren Karren spannen?