Donnerstag, 11. Juni 2015

Der Verlust von Kindheitshelden

Heute mußte ich schon schon wieder lesen, daß einer meiner Kindheits- und Jugendhelden gestorben ist.
Eine gute Freundin frug mcih ,wieso mich das so mitnimmt, es sei ja jemand, den ich nicht persönlich kenne und sie verstehe nicht, wieso es mich so berührt. (Nein, ich bin Dir nicht böse deswegen, hab Dich lieb)

Eigentlich hat sie nicht Unrecht und doch hat es auch eine Bedeutung.
Wir reden von Menschen, deren Arbeit (sei es als Schauspieler, Autor oder geistiger Vater von Kunstfiguren) uns unsere ganze Jugend hindurch begleitet hat.

Ohne, daß wir ihnen je persönlich begegnet sind, haben wir ihnen viele schöne Stunden zu verdanken und sie haben eine große Vorbildwirkung für uns bekommen.

Wir würden das anderen und selbst uns selbst gegenüber nicht eingestehen, aber ihre Werke haben einen großen Einfluß auf unsere Entwicklung gehabt, einfach, indem sie da waren.

Ob Pierre Brice als unser Held oder ob Christopher Lee uns Angst gemacht hat. Die Bücher von Terry Pratchett oder das Mosaik von Hannes Hegen. Diese Menschen habe uns einfach unheimlich viel gegeben und vielleicht auch die Welt ein bißchen besser gemacht, indem sie unser Leben bereichert haben. Das ist der Grund, warum wir auch um Menschen trauern und sie vermissen, obwohl sie uns persönlich nicht bekannt waren.

Montag, 1. Juni 2015

Ist Wrestling ein ernstzunehmender Bestandteil unserer Kultur?

Diese Frage mag vielleicht seltsam klingen, ist aber durchaus ernst gemeint.

Immer wieder steht der Vorwurf im Raum, daß es ja "nur" gespielt sei.
Vincent Kennedy McMahon, der Besitzer und damalige Leiter der größten Wrestlingliga weltweit war der Erste, der öffentlich aussprach, daß es eine Form von Unterhaltung und nicht sportlichem Wettbewerb ist.
Die Behauptung, es wäre alles nicht echt, bestätigte er damit aber nicht, auch, wenn es oft so interpretiert wird.
Tatsächlich ist die sportliche Herausforderung, die an Wrestler gestellt wird, weitaus höher als in den meisten anderen Sportarten. Wird beim Großteil anderer Sportarten primär Geschwindigkeit, Kraft, Ausdauer, Akrobatik oder Körperbeherrschung trainiert und ein zweiter dieser Aspekte sekundär, muß ein Wrestler fast alle diese Punkte gleichermaßen erfüllen und beherrschen. Eine Herausforderung, die kein anderer Sport in diesem Ausmaß verlangt.
Da bleibt die Frage ungeklärt, wie der körperliche Einsatz, der innerhalb und teilweise auch außerhalb des Rings gezeigt wird, vorgetäuscht sein sollte. In einer Liveveranstaltung ist das so gar nicht möglich.

Ebenso werden die Auseinandersetzungen und Fehden oft als vorgetäuscht kritisiert.
Aber im Ernst, glaubt wirklich irgend jemand, bei einer Hamlet-Inszenierung liegen die Darsteller am Ende tot auf der Bühne oder Roger Moore wäre Geheimagent des MI6 und hätte Ernst Stavros Blofeld getötet?
Gerade die Feindschaften sind es, die einen wichtigen Teil beitragen, das Wrestling interessant zu machen. Hier liegt das Potenzial, über Wochen, Monate und vielleicht sogar Jahre, einen Spannungsbogen aufzubauen, wie es in einem Spielfilm oder einer Fernsehserie nicht möglich wäre.
Die am meisten wiederkehrenden Themen sind der Kampf Gut gegen Böse, Ehrgeiz, der Wettkampf ebenbürtiger Gegner, Streit aus Mißverständnissen oder Mißgunst oder einfach verletzte Eitelkeit. Bekannte Motive, wie sie auch in Seifenopern, Comics, Actionserien, Trashfilmen, aber auch in den großen klassischen Dramen behandelt werden. Tatsächlich deckt auch das Wrestling genau dieses Spektrum in seiner ganzen Vielfältigkeit ab.

Ähnlich verhält es sich auch mit den Charakteren der Wrestler. Sie verkörpern (oft während ihrer ganzen Karriere) eine Figur, die sie ständig weiter entwickeln. Und das nicht selten multimedial. Von Liveveranstaltungen über Fernseh- und Internetaufzeichnungen, Präsenz in Druckmedien bis hin zu Spielfilmen kann das gehen. Egal ob Theater, Kino oder Fernsehserie, kein Schauspieler muß so sehr mit seiner Rolle verschmelzen wie ein Wrestler mit seinem Ringcharakter und dabei so glaubwürdig bleiben, muß sich selbst so sehr weiter entwickeln und so auf Unvorhergesehenes reagieren und improvisieren ohne aus der Rolle zu fallen.
Dabei kann die Charakterisierung von comichaft-überzogen bis hin zu realistisch, ernsthaft und tiefgründig reichen.
Auch fantastische und surreale Elemente sind möglich und durchaus nicht unüblich.

Vor allem, da es nicht feststeht, daß (wie zum Beispiel im Film üblich) am Ende der gute Held den Sieg über den bösen Schurken davon trägt. Gerade die Unabwägbarkeiten und unvorhergesehenen Überraschungen sind ein Spannungselement, das es in keiner anderen Form der erzählenden oder darstellenden Kunst gibt.

Gewaltverherrlichung ist ein weiterer Punkt, der den Veranstaltern, Wrestlern und auch den Fans nachgesagt wird.
Tatsächlich aber ist Wrestling nicht gewalthaltiger als jede andere Kampfsportart und weitaus weniger brutal als beispielsweise Boxen.
Aggresivität ist ein Bestandteil der menschlichen Natur, ohne den wir als Spezies nicht überlebt hätten. Entgegen aller Vorurteile ist Wrestling eine in Bahnen gelenkte Form der Aggresion. Zwar ist die Stimmung während der Shows oft sehr aufgeheizt, dennoch verlaufen sie überwiegend friedlich. Mir ist kein Fall größerer Ausschreitungen während oder nach Wrestlingshows bekannt. (Einzelne Spinner, die die Grenzen nicht kennen, gibt es leider vereinzelt, dies kann man aber weder den Veranstaltern noch den Aktiven vorwerfen)
Spanien und Frankreich verlangen, daß Stierkämpfe als Kulturgut anerkannt werden.
Im Vergleich dazu Wrestling als gewaltverherrlichend zu bezeichnen ist schlichtweg zynisch.

Auch die Vorbildfunktion der Wrestler auf viele junge Menschen darf nicht unterschätzt werden.
Gerade (aber nicht ausschließlich) in Anti-Drogen-Kampagnen spielen sie eine sehr große Rolle.

Natürlich kann dieser Blogeintrag nicht alle Fragen beantworten, oder mit Vorurteilen aufräumen, möchte aber Grundlage für eine sachlcihe und objektive Diskussion zu diesem Thema sein.