Donnerstag, 30. August 2012

Die Jugend von früher ...

"Die Jugend von heute..."
"Zu meiner Zeit ..."
"Das hätten wir uns nicht getraut..."
Diese Floskeln hört man immer wieder. Und das schon seit Jahrtausenden. Wenn man dem Glauben schenken möchte, dann wird jede Generation schlechter, destruktiver, unmoralischer und respektloser als die voran gegangene.
Ist das wirklich so?
Ich möchte hier ein paar Beobachtungen wiedergeben. Natürlich handelt es sich hierbei um Einzelbeispiele und man sollte sie nicht pauschalisieren. Dennoch bin ich der Meinung, sie sprechen für sich.

Fangen wir mit einem Beispiel aus dem Privatfernsehen an.
Vor einiger Zeit blieb ich mal bei einer Vormittags-Talkshow hängen (Asche auf mein Haupt). Thema war die Respektlosigkeit der Jugend. Nachdem einige Damen mittleren bis reiferen Alters sich negativ ausgelassen hatten, wurde ein 16jähriges Mädchen herein gebeten. Sofort wurde sie von einer Frau böse angekeift. Natürlich reagierte sie entsprechend. Dies wurde als Beleg für alle bisherigen negativen Meinungen heran gezogen. Obwohl sie mehrfach versuchte, sich sachlich zu äußern, wurde sie immer wieder beschimpft. Sie solle die Frau nicht unterbrechen, bekam aber selbst keine Chance, einen Satz zu beenden. Und sie solle sich heraus halten, wenn sich "Erwachsene" unterhielten (Wohlgemerkt, sie wurde eingeladen, um zu diesem Thema etwas zu sagen).

Zweites Beispiel: Zugfahrt von Zwickau nach Chemnitz
Es war ein heißer Nachmittag. Zwei junge Damen saßen mit im Vorraum vor dem Abteil. (Ich gebe zu, daß ich ab und zu einen Blick ob ihrer offenherzigen Kleidung riskierte)
In Glauchau – also etwa auf halber Strecke – stieg ein gutgelaunter und ausgeruhter Radfahrer (etwa Ende 40/Anfang 50) ein. Er ging zielstrebig auf die beiden zu und fuhr sie ohne einen Gruß oder ein "Bitte" zu benutzen an, sie sollen gefälligst aufstehen, damit er sein Fahrrad anschnallen könne. Das "Fahrrad abstellen verboten" Schild auf dem Boden ignorierte er.
Wie gesagt, es war an dem Tag verdammt heiß und die Mädchen kamen gerade aus der Schule-Uni-Ausbildung (?) und waren natürlich ziemlich erschöpft und müde. Eigentlich hätte ich mich einmischen müssen, aber ich gebe zu, ich war über so viel Frechheit und Anmaßung ziemlich erschrocken und sprachlos.

Drittes Beispiel: Straßenbahn in Zwickau
Im hinteren Teil der Straßenbahn befand sich eine Gruppe Jugendlicher. Mir waren sie ziemlich unsympathisch. Ihre Lautstärke in der Unterhaltung und ihrer abgespielten Musik waren unangemessen hoch und in einer vollbesetzten Bahn unangenehm und störend. Ebenfalls hinten war noch eine Frau mit Kinderwagen. Als sie aussteigen wollte, setzte einer dieser "Lärmteufel" gerade dazu an, ihr seine Hilfe anzubieten. Doch dazu kam er nicht, denn bevor er ein Wort verlieren konnte, "bellte" sie ihn geradezu an, ob er es denn nicht nötig habe, ihr behilflich zu sein. Von diesem bösartigem Tonfall beleidigt verweigerte er ihr den Beistand und nahm wieder Platz.
Ich erlaube mir kein Urteil, ob diese Reaktion richtig war, verständlich und nachvollziehbar war sie allemal.

Viertes Beispiel:
Ich hatte mich mit einem Freund (ein paar Jahre jünger als ich) auf dem Hohensteiner Bahnhof getroffen. Wir wollten zum Wrestlingtraining und zur GSW-Show nach Marburg und waren dementsprechend gut gelaunt. Als eine junge Frau mit Kinderwagen zum Bahnsteig wollte, ging B. Ihr sofort entgegen um ihr auf der Treppe zu helfen. Bis hierhin alles, wie es sein soll! Doch kaum waren sie oben angekommen und hatten den Wagen abgestellt, wurde B. Von hinten bösartig angefaucht, er solle nicht im Weg herum stehen. (Von einem Mittvierziger, der mit einem Fahrrad über der Schulter die Treppen hochkam und den er unmöglich hinter sich hätte sehen können).

Wie eingangs geschrieben möchte ich das nicht pauschalisieren. Sicherlich bringt jede Generation die unterschiedlichsten Charaktere hervor. Doch wenn man all diese Beispiele zusammen nimmt, muß ich in aller Offenheit sagen:
Die Jugend von damals ist auch noch nicht das, was sie noch nie war.

1 Kommentar:

  1. Etrigan, dies sind Vorfälle, die ich leider auch nur allzugut kenne. Respekt ist etwas grundsätzliches. Ohne ihn funzt keine Gesellschaft. Mein Motto dazu: Wer meinen Respekt möchte, muss sich ihn verdienen. Ich bin nicht ungehobelt, wenn mich jemand fürchterlich ärgert. Aber, derjenige muss damit rechnen, Kontra zu bekommen. Das Miteinander kann nur respektvoll funzen. Ob Alt, ob Jung, ob Schwarz, ob andersfarbig, egal welcher Religion. Jeder hat das Recht, so zu leben, wie er möchte. Genau das verdient meinen Respekt.

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