Freitag, 27. Mai 2016

Rezension: "Neuntöter" von Jan Flieger

In der DDR gab es die Krimi-Heftchenreihe "Blaulicht", in der als Nummer 259 "Neuntöter" von Jan Flieger erschien. Das war 1987. Für mich ein sehr wichtiger Roman, war es doch eins der ersten "Bücher", die ich jemals gelesen hatte und der erste Kriminalroman. Im Nachhinein muß ich zugeben, für Kinder ist er wohl eher ungeeignet.

Bernd ist vom Leben enttäuscht. Auf Frauen wirkt er unattraktiv, bei seiner Arbeit ist er ebenfalls unscheinbar und wird von den Kollegen eher verspottet und auch so läuft alles nicht so, wie er es sich wünscht. Seine Tante, bei der er lebt, ist seine einzige Bezugsperson. Seine größte Leistung im Leben war es, neun Mücken an einem Abend erschlagen zu haben, was ihm den Spitznamen "Neuntöter" einbrachte. Tatsächlich sind seine Fantasien hauptsächlich mit Töten beschäftigt. So fühlt er sich das erste Mal stark und mächtig. Irgendwann beginnt er, seine Fantasien auszuleben...

In der DDR war das Thema "Serienkiller" ein Tabu, das galt als perverser Ausdruck kapitalistischer Dekadenz (klingt lächerlich, entsprach aber wirklich der Mentalität der damaligen Verantwortlichen).
Jan Flieger war  einer der wenigen, die es sich erlaubten, solche Tabuthemen (unter anderem auch Wirtschaftskriminalität, die damals ebenso wenig thematisiert werden durfte) in seinen Romanen anzusprechen.
Und tatsächlich wirkt dieser Roman, geschrieben aus dem Blickwinkel des Mörders, sehr realistisch, zeichnet er doch ein sehr persönliches Bild des Täters.
Obwohl es "nur" um einen Mord geht, kann man Bernd durchaus als Serienmörder bezeichnen, plant er doch schon die nächsten Morde nach dem selben Schema und bereitet sie vor.

Dieser Roman wurde meines Wissens nach noch nicht neu aufgelegt, dürfte aber in einigen Antiquariaten und/oder Flohmärkten noch zu bekommen sein.

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