Montag, 6. Juni 2016

Warum ich DC Marvel vorziehe

Als Comicfan galt man lange Zeit als versponnener Sonderling. Nur vereinzelte Verfilmungen machten die Figuren auch einem breiteren Publikum bekannt. Bis Marvel ein Konzept entwickelte, zu (fast) jeder Figur und/oder Serie einen Film heraus zu bringen. Den Anfang machte eine Figur, die in Deutschland weitgehend unbekannt war und deshalb erstmal gar nicht als Comicverfilmung wahrgenommen wurde: Blade.
Doch bald folgten die bekannteren Helden.
Und DC zog nach. Was vorher nur eben jene Sonderlinge kannten, wurde zum Medienboom.
Und schon folgten die Diskussionen, ob DC oder Marvel besser sei.
Als langjähriger Superheldenfan gestehe ich gern ein, daß ich beides mag, doch DC einen Tick mehr. Wenn ich das begründe, muß ich die Filmversionen beiseite schieben und mich wieder auf die Comics konzentrieren.
Etwa Ende der 70er wurden die Comics ernster, erwachsener und komplexer.
Marvel konzentrierte sich auf einen sehr psychologischen Blickwinkel. Trotz aller Kräfte, Waffen und bizarren Szenarien war es das menschliche Element, das Seelenleben der Helden, das eine große Rolle spielte.
Bei DC entwickelten sich die Superhelden jedoch immer mehr zu Sinnbildern philosophischer Weltanschauungen.
Beides hat durchaus seine Berechtigung, und jeder Leser/Fan hat nachvollziehbare Gründe, warum er das eine dem anderen vorzieht.
Selbstverständliche gibt es auch bei Marvel das philosophische Element und haben auch DCs Helden menschliche Seiten, doch das Hauptaugenmerk ist anders gelegt.
Vergleicht man die Comichelden mit den alten Mythologien (in der klassischen Literatur wohl am ehesten die Entsprechung der Superhelden), so könnte man DCs Figuren für die Götter halten, die ja ebenfalls eine mystifizierte Vermenschlichung von Naturkräften waren, Marvel für die Helden, die sich eben diesen Mächten stellen müssen.
Dies ist auch der Grund, warum DCs Helden oft (aber nicht immer) mächtiger sind als ihre jeweiligen Pendents bei Marvel.
Betrachten wir diese angesprochene Symbolik bei einigen Figuren genauer:

Superman: Trotz deiner außerirdischen Herkunft und seiner Kräfte verkörpert er die Menschlichkeit. Aufgewachsen als Ziehsohn einfacher Farmer arbeitet er sich zum Starreporter empor. Doch trotz aller seiner Erfolge bleibt er bescheiden und sieht sich selbst nur als ein Mensch unter vielen.

Batman: Das genaue Gegenteil. Obwohl er "nur" ein Mensch ist, ist er der unmenschlichste aller Helden. Er hat sein eigenes Leben komplett negiert, um nur für seine Mission zu leben. Seine bürgerliche Identität Bruce Wayne ist nur noch eine Tarnung für Batmans Aktivitäten. Immer, wenn er sich dennoch menschliche Gefühle erlaubt, führt das in eine Katastrophe. Lediglich sein Begleiter Robin kann seine Dämonen noch einigermaßen in Zaum halten.

Green Lantern: Durch den Kraftring erlangt sein Träger die Fähigkeit, alles, was er sich vorstellt, greifbar werden zu lassen. Er steht sinnbildlich für die Willenskraft. Im Rahmen der Reihe treten weitere Lichtcorps auf, die ebenfalls für psychologische Aspekte stehen:
Red Lantern - Zorn
Agent Orange - Gier
Blue Lantern - Hoffnung
Star Saphire - Liebe
Sinestro ("Yellow Lantern") - Furcht. Anders als Batman, der abergläubische Furcht als Waffe nutzt, steht das Sinestro-Corp für die Furcht an sich.

Green Arrow: Der Kommunist. Er setzt sich bedingungslos für die Interessen der einfachen Leute ein.

Swamp Thing: Diese Wesen steht für die Natur. So wird er auch zum Botschafter des "Grün", des Bewußtseins aller Pflanzen.

Flash: Er steht nicht direkt für ein philosophisches Konzept, mehr für eine Naturkraft. "Das Rot" oder auch "Die Speedforce", die Geschwindigkeit als physikalische Kraft.

Sentinel (Green Lantern): Anders als die anderen Green Lanterns steht er für die magische Seite der Willenskraft.

Spectre: Der Zorn Gottes. Eine gnadenlose, poetische Gerechtigkeit ohne Gewissensbisse oder moralische Bedenken.

Dr. Fate: wahrscheinlich am beispielhaftesten für die philosophische Sinnbildlichkeit, denn er steht für die kosmische Ordnung selbst.

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