Donnerstag, 8. September 2016

Rezension: "24/7 - The Passion of Life"

Vor zehn Jahren erschien der Film "24/7 - The Passion of Life". Aus diesem Anlaß lief er dieses Jahr wieder in einigen Kinos und auch für mich eine Gelegenheit, mich mal wieder diesem Werk zu widmen.

Eine zufällige Begegnung bringt die Hotelierstochter Eva und die Soziologin Magdalena die als Domina Maria ein eigenes SM-Studio führt, zusammen. Dieses Treffen führt Eva, die mit ihrem Leben unzufrieden ist, auf die Suche nach sexueller Erfüllung. In Swingerclubs, Stripbars und Marias Studio sucht Eva nach sich selbst.

Dieser Film dürfte sicher Ursprung vieler sehr angeregter Diskussionen gewesen sein.

Vielleicht sind die Characktere oft zu selbstanalytisch, um glaubhaft zu sein, doch das tut den dahinter stehenden Gedankengängen keinen Abbruch.

Maria wirkt oft wie die starke Führerin, die anderen hilft, ihren Weg durchs Leben zu gehen. Wie verlassen sie sich selbst fühlt, wird nur in den Augenblicken, in denen sie allein ist, deutlich. Gerade die stärkste Person des Films wirkt hier am verletzlichsten.
Lediglich ihre Kammerzofe Elfriede gibt ihr als väterlicher Freund Kraft und Halt.

Auch Marias These, daß die Sexualität die Persönlichkeit eines Menschen definiert, finde ich selbst etwas gewagt. Ich denke, daß die Sexualität einen großen Bestandteil der Persönlichkeit ausmacht, aber eben nicht der einzige ist und sein darf. Aber auch in diesem Punkt will der Film eben keine Antworten liefern, sondern nur die Überlegung anregen.

Evas Suche nach einem Platz im Leben durch sexuelle Erfahrungen wird hier in dem Punkt gefährlich, wo sie Sex als Sinn an sich sieht. Nichts gegen freien Sex ohne Verpflichtungen, doch beginnt sie, menschliche Gefühle zu verletzen und ihre eigenen zu ignorieren oder zu negieren. Ihre Partner werden auf die reine Lustbefriedigung reduziert. Daß sie selbst damit unzufrieden ist und hier nicht die Antwort findet, die sie sucht, wird ihr erst am Ende des Films klar.

Die Vorstellung, eine SM-Session wie ein Theaterstück zu inzsenieren und nach einem Drehbuch durchzuführen, wirkt auf mich etwas seltsam, aber das mag vielleicht auch vorkommen.

Für mein persönliches Empfinden sind die religiösen Elemente teilweise etwas übertrieben, doch auch hier mögen wohl einige ihren Platz im Leben finden und zumindest zum Nachdenken über das Gesehene und Gehörte wird hier Raum geschaffen.

Der Voyeur in mir ist trotz einiger sehr freizügiger Momente enttäuscht, doch es ist eben kein Porno, sondern ein ernsthafter Film mit einem ernsthaftem Hintergrund.

Sehenswert?
Ja, wenn man wirklich bereit ist, sich auf den Film einzulassen. Als leichte Unterhaltung ist er denkbar ungeeignet.


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