Donnerstag, 13. Oktober 2016

Rezension: Orca, der Killerwal

Sergio Leone wollte vom Genre Western weg. Gelungen ist ihm das mit diesem Film nicht wirklich. Sicher, auf den ersten Blick hat dieses zu Unrecht vergessene und oft unterschätzte Werk nicht viel mit einem Western zu tun.
Doch die Handlung - Ein einsamer Rächer, der sich die Mörder seiner Familie einen nach dem anderen vornimmt, bis er am Ende den Anführer, seinen wirklichen Feind, zu einem unbarmherzigem Duell zwingen kann - ist ein typisches Westernszenario.

Mit "Die Vögel" löste Alfred Hitchock eine ganze Welle von Tier-Horrorfilmen aus, die in den 70ern ihren größten Boom hatte. Tiere wählten entgegen ihrer arttypischen Verhaltensweisen Menschen als Beute oder griffen sie gar ohne erkennbaren Grund an. "Der weiße Hai" ist eins der bekanntesten Beispiele. Auf den ersten Blick folgt "Orca" diesem Trend, doch so einfach macht es Leone weder sich noch seinem Publikum.
Statt dessen kehrt er das Monster-Opfer-Schema um.  Nicht die Aggression des Wals, sondern die Brutalität Nolans löst die Katastrophe aus. Selbst zuletzt, als Nolan über sich selbst reflektiert, sagt er "Was habe ich getan? Drei Menschen tot, ein junges Mädchen verstümmelt..." Über die Familie, die er ermordet hat, verschwendet er nicht einen Gedanken.
Eine gnadenlose Parabel über den Umgang mit anderen Spezies.

Die hoffnungslose Atmosphäre, die Zuspitzung zu dem unausweichlichen letzten Aufeinandertreffen, dazu die wunderschöne und melancholische Musik von Ennio Morricone machen "Orca, der Killerwal" zu einem der traurigsten und deprimierendsten Filme, die je gedreht wurden.
Der Selbstmord des Wals am Ende treibt das noch auf die Spitze.

Kein Film für einen unterhaltsamen Videoabend, sondern ein schwermütiges ernstes Rachedrama.

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