Dienstag, 18. September 2012

geistiges Eigentum "ekelhaft"?

In vielen Punkten sympathisiere ich mit der Piratenpartei und habe viele Leute dort kennengelernt, die wirklich vernünftige Ansichten vertreten.
Außerdem habe ich auch lautstark gegen die Acta-Maßnahmen protestiert.
Warum? Weil ich der Ansicht bin, kein Künstler ist daran interessiert, daß seine Fans kriminalisiert werden, weil sie ihre Begeisterung für seine Arbeit zeigen und sich verhalten, wie es Fans nun einmal tun. Also Lieder tauschen, Fotos ihrer Idole auf ihren Profilen zeigen, sich im Netz Videos ansehen usw.
Ich denke, das war schon immer so. Die Möglichkeiten des Internets machen dies deutlicher, ändern aber nichts an dem Sachverhalt.

Das heißt aber nicht, daß ich gegen das Urheberrecht wäre. Im Gegenteil, es stößt mir verdammt sauer auf, wenn sich eine Vertreterin der Piratenpartei hinstellt und das Prinzip des geistigen Eigentums als "ekelhaft" bezeichnet.
Am deutlichsten wird das bei der Musik:
Punkt 1) Instrumente sind verdammt teuer. Gerade junge Menschen und Nachwuchsbands müssen oft lange und hart sparen, bis sie sich diesen Traum erfüllen können. Dazu kommen noch die Mietpreise für die Proberäume. Dann dauert es oft lange, bis die ersten Titel vernünftig geprobt sind. Danach muß die CD produziert werden. Dieser ganze Vorgang, bis es eine Band endlich geschafft hat, dauert also verdammt lang und ist unheimlich teuer.
Punkt 2) Ein Autor muß (bis auf wenige Ausnahmefälle) etwa zehn bis zwölf Jahre seine Werke veröffentlichen, zu Lesungen fahren und präsent sein, bis er ÜBERHAUPT erstmal Geld verdient (das heißt noch lange nicht, daß er seine Kosten und seinen Aufwand wieder herein bekommt). Ein Buch braucht lange Zeit der Recherche, viele lange durchwachte Nächte, mehrfache Überarbeitung, bis es erstmal an einen Verlag übergeben werden kann.

Anfang dieses Jahres habe ich meine kleine Verlagsedition gegründet. Ich habe drei Jahre Blut und Plasma gespendet, Pfandflaschen und Altpapier gesammelt, mich nackt vor Kunstkurse gestellt und jeden Cent gespart wenn doch mal ein Buch oder ein Bild verkauft wurde, um jetzt die Druckkosten für Buchprojekte finanzieren zu können. Da ich zum Großteil Nachwuchsautoren fördere, bedeutet jedes Projekt ein großes Risiko, da ich nicht vorhersehen kann, wie die Bücher von den Lesern angenommen werden. Zwar hätte ich die Möglichkeit, das über Druckkostenzuschüsse abzufangen, aber das möchte ich nicht, da ich dieses Konzept für unseriös halte.

Niemand käme auf die Idee, von einem Bäcker zu verlangen, seine Brötchen umsonst herzugeben. Oder von einem Dachdecker zu fordern, ein Loch im Dach gratis auszubessern. Wieso also soll kreative Arbeit so herab gewürdigt werden? Und ja, es ist verdammt harte Arbeit!!!

Ich stimme absolut zu, daß eine Überarbeitung des Urheberrechts notwendig und sowohl im Interesse der Verbraucher als auch der Künstler ist.
Urheberrecht bedeutet, die Arbeit der Schaffer von Werken zu schützen und es kann nicht angehen, daß es in den letzten Jahren zum Geschäftsmodell für Verwertergesellschaften und geldgieriger Anwälte verkommen ist. Das heißt aber nicht, daß die Interessen von Urhebern nicht schützenswert sind!

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